Der Deutsche Schwimmverband (DSV) hat die Nominierungsrichtlinien 2018 für die Europameisterschaften in Glasgow im August 2018 (50 m Bahn) und die Kurzbahn-WM in China im Dezember 2018 vor einigen Tagen veröffentlicht.
Der Anspruch der Nominierungszeiten hat sich nicht verändert – um sich in der offenen Klasse zu qualifizieren, muss in einem Finale eines Nominierungswettkampfes die Zeit des Achtschnellsten im Semifinale bei den Olympischen Spielen in Rio geschwommen werden – also die Zeit, die erreicht werden musste, um ins olympische Finale einzuziehen. Diese Zeiten galten ebenfalls für die WM 2017 und nur drei Schwimmer konnten sich in der offenen Klasse direkt qualifizieren: Franziska Hentke (200 m Schmetterling), Lisa Graf (200 m Rücken) und Philip Heintz (200 m Lagen). Eine Ausnahme gibt es 2018 für die Schwimmer, die im Jahrgang 1996 oder später geboren wurden (2017: 1995 und jünger), sie haben etwas langsamere Qualifikationszeiten.
Verändert hat sich allerdings, dass die Schwimmer sich bei maximal drei von ihnen ausgesuchten “international anerkannten” Wettbewerben qualifizieren können – die abschließenden Nominierungen spricht dann wieder der Nominierungsausschuss (Chefbundestrainer, Bundestrainer Diagnostik und Wissenschaft, Trainersprecher/in, Aktivensprecher/in) aus. Was ein international anerkannter Wettkampf ist, wird nicht weiter beschrieben. Bis zum 31.12.2017 müssen die Athleten dem Chefbundestrainer melden, bei welchen Wettkämpfen sie die Vorlauf- und Finalnormen unterbieten möchten (bei EINEM Wettkampf müssen die Normen geknackt werden). Der Qualifizierungszeitraum beginnt am 22.01.2018 und endet am 29.04.2018.
Die Entscheidungskriterien werden wie folgt beschrieben: “Die Nominierung erfolgt nach folgenden Kriterien: – Ergebnis der jeweiligen Qualifikationswettkämpfe im Qualifikationszeitraum – Internationale Leistungsbilanz in den Jahren 2017/2018 – Perspektivische Einschätzung bis zu den OS 2020 in Tokio – Leistungsentwicklung in der vergangenen Saison 2016/2017 – konsequente Führung der Trainingsdatendokumentation”. Für die WM 2017 zumindest war das Erreichen der Normzeit das Top-Kriterium, eine Ausnahme wurde nur bei Marco Koch als Weltmeister 2015 über 200 m Brust gemacht.
Einige Zeiten wie z.B. die Finalzeit über 200 m Brust bei den Damen oder 200 m Schmetterling bei den Herren liegen unter den aktuellen deutschen Rekorden. Stand 2017, würden Schwimmer, die zwar zu den Top 8 in Europa gehören, aber die auf Olympia ausgerichtete Norm nicht unterbieten können, nicht an den Europameisterschaften 2018 teilnehmen dürfen. Jessica Steiger beispielsweise schwamm bei den Deutschen Meisterschaften 2017 einen neuen deutschen Rekord über 200 m Brust – zeitweise war sie mit dieser Zeit von 2:25,00 Minuten unter den Top 10 Schwimmerinnen weltweit. Zur Zeit liegt sie auf Rang 18 in der Weltjahresbestenliste – vor ihr aber nur 7 Damen aus Europa. Um es auf direktem Wege nach Glasgow zu den Europameisterschaften zu schaffen, müsste Jessica 2:22,87 Minuten schwimmen, also ihre deutschen Rekord noch einmal um 2,13 Sekunden verbessern. Schwimmern wie Aliena Schmidtke, die 2017 wirklich überzeugte, bleibt zumindest der “Umweg” über eine Staffelteilnahme, um auch an den ganz großen Wettbewerben teilzunehmen: Auch sie müsste für eine direkte EM-Qualifikation neuen deutschen Rekord über die 100 m Schmetterling in mindestens 57,51 Sekunden schwimmen (Bestzeit: 57,87, Deutscher Rekord: 57,70 Sekunden). Schmidtke ist über 100 m Schmetterling in Europa die Nr. 5 im Moment.
Der Qualifizierungszeitraum erlaubt es den Schwimmern zumindest, im Gegensatz zu diesem Jahr, ihre Trainingsplanung und Taperphase sehr individuell anzupassen: Offenbar war es für viele Schwimmer ein Problem, die sehr hoch angesetzten Standards einmal im Juni zu erreichen und die Form dann bis zur WM 2017 im Juli zu halten.
Natürlich steht hinter diesen Normzeiten die Sportreform, die vom DOSB und dem Innenministerium entwickelt wurde und bei der nur die Währung Olympische Medaille als Erfolg gewertet und der Athlet entsprechend finanziell unterstützt wird. So werden sich sicher bis Tokio 2020 die Normzeiten nicht verändern, egal, ob auf europäischer Ebene oder für Weltmeisterschaften.
Hier die Nominierungszeiten für die EM 2018 und die WM (25 m Bahn) 2018. Die Zeiten, die unter dem aktuellen deutschen Rekord liegen, sind in Rot. Und die schnellsten deutschen Schwimmer 2017 auf der Langbahn sind in der Tabelle zu finden. Für die Kurzbahn WM gibt es noch eine ergänzende Regelung: Zuerst einmal sind alle Schwimmer, die für die EM 2018 nominiert werden, für die Kurzbahn WM qualifiziert, aber zusätzlich müssen sie noch eine ergänzende Zeitnorm vom 1.8.2018 bis 22.11.2018 erreichen – wobei diese Zeiten für eine 25 m Bahn durchaus für einige Schwimmer erreichbar sind.
Ergänzend können sich die Athleten über 800 m Freistil, Herren, qualifizieren: offene Klasse 7:50,97, geboren 1996 oder später: 7:54,31
1500 m Freistil, Damen, offene Klasse: 16:20,98, geboren 1996 oder später: 16:32,04
Diese Wettbewerbe sind erstmalig 2020 in Tokio auch olympisch und deswegen können sich deutsche Schwimmer ab 2018 für die EM über diese Strecken qualifizieren. Da die 50 m Strecken (bis auf die 50 m Freistil) NICHT olympisch sind, gibt es keine Nominierungszeiten, aber bei der WM 2017 bekamen Schwimmer wie z.B. Aliena Schmidtke die Möglichkeit, in einem Einzelrennen über 50 m zu starten.
Women | Nomination time – Prelims | Nomination time – Final | German National Record | |||
Event | Born (year) | Open/born 1996 or later | Open/born 1996 or later | |||
Fastest German in 2017 | ||||||
50Freestyle | Köhler, Angelina | 00 | 00:25,19 | 0:24,82/0:25,18 | 0:24,53/0:25,05 | 23,73 |
100Freestyle | Dietterle, Anna | 97 | 00:54,85 | 0:54,50/0:54,90 | 0:53,53/0:54,63 | 52,07 |
200Freestyle | Gose, Isabel | 02 | 01:58,86 | 1:57,74/1:58,68 | 1:56,63/1:58,09 | 1:55,68 |
400Freestyle | Köhler, Sarah | 94 | 04:06,72 | 4:04,36/4:10,57** | — | 4:05,84 |
800Freestyle | Köhler, Sarah | 94 | 08:25,32 | — | 8:25,55/8:38,56* | 8:19,53 |
100Breaststroke | Grimmberg, Vanessa | 93 | 01:07,80 | 1:07,32/1:07,58 | 1:06,73/1:07,24 | 1:07,01 |
200Breaststroke | Steiger, Jessica | 92 | 02:25,84 | 2:26,58/2:25,91 | 2:22,87/2:26,58 | 2:25,00 |
100Backstroke | Graf, Lisa | 92 | 01:00,37 | 1:00,89/1:00,61 | 0:59,35/1:00,31 | 0:59,77 |
200Backstroke | Graf, Lisa | 92 | 02:07,63 | 2:10,68/2:11,53 | 2:08,84/2:10,87 | 2:07,83 |
100Butterfly | Schmidtke, Aliena | 92 | 00:57,87 | 0:58,15/0:58,48 | 0:57,51/0:58,19 | 0:57,70 |
200Butterfly | Hentke, Franziska | 89 | 02:05,39 | 2:09,21/2:09,77 | 2:07,22/2:09,12 | 2:05,26 |
200 IM | Wolters, Maxine | 99 | 02:13,57 | 2:13,01/2:13,41 | 2:10,87/2:12,74 | 2:11,33 |
400 IM | Mrozinski, Julia | 00 | 04:43,82 | 4:36,54/4:43,06** | — | 4:36,10 |
MEN | ||||||
50Freestyle | Wierling, Damian | 96 | 00:21,93 | 0:22,10/0:22,47 | 0:21,80/0:22,36 | 21,81 |
100Freestyle | Wierling, Damian | 96 | 00:48,68 | 0:48,58/0:48,93 | 0:48,23/0:48,69 | 48,24 |
200Freestyle | Zellmann, Poul | 95 | 01:47,14 | 1:47,15/1:47,73 | 1:46,23/1:47,19 | 1:42,00 |
400Freestyle | Zellmann, Poul | 89 | 03:47,49 | 3:45,43/3:48,15** | — | 3:40,07 |
1500Freestyle | Wellbrock, Florian | 97 | 15:01,34 | — | 14:55,40/15:12,79* | 14:50,36 |
100Breaststroke | vom Lehn, Christian | 92 | 59,47 | 1:00,26/1:00,35 | 0:59,45/1:00,05 | 0:59,15 |
200Breaststroke | Koch, Marco | 90 | 02:08,69 | 2:11,26/2:11,11 | 2:08,20/2:10,45 | 2:07,47 |
100Backstroke | Diener, Christian | 93 | 00:54,13 | 0:53,99/0:54,06 | 0:53,34/0:53,79 | 0:52,27 |
200Backstroke | Diener, Christian | 93 | 01:57,50 | 1:57,58/1:58,55 | 1:56,37/1:57,96 | 1:55,87 |
100Butterfly | Kusch, Marius | 91 | 00:51,83 | 0:52,08/0:52,29 | 0:51,73/0:52,03 | 0:51,19 |
200Butterfly | Thomasberger, David | 96 | 01:56,81 | 1:56,72/1:57,28 | 1:56,03/1:56,69 | 1:56,24 |
200 IM | Heintz, Philip | 91 | 01:55,76 | 1:59,77/2:00,22 | 1:58,85/1:59,62 | 1:57,48 |
400 IM | Heidtmann, Jacob | 94 | 04:15,37 | 4:13,55/4:17,90** | — | 4:12,08 |