Bereits nach den deutschen Meisterschaften im Mai 2016 hatte Chefcoach Henning Lambertz die in seinen Augen mangelnde Athletik besonders der Schwimmerinnen, die auf den Sprintstrecken starten, bemängelt. „Im Vergleich mit der Weltspitze sehen unsere Mädels aus wie dünne Models und nicht wie Sportlerinnen.“ äußerte er damals, besonders enttäuscht von den Zeiten der Freistilschwimmerinnen, die die gesetzten Normen für die Olympischen Spiele weder über die 100 m Freistil noch in der 4 x 100 m Freistilstaffel erreichten. Ebenso schaffte aber auch keine Schwimmerin die Norm über die 100 m Brust und 100 m Rücken – über 100 m Schmetterling ging in Rio nur Alexandra Wenk an den Start, über 50 m Freistil Dorothea Brandt.
Der DSV hat zuerst mit dem der Konzeption „Das Kraftkonzept 2016“ reagiert, nun folgt eine ausführliche Erarbeitung des Themas: Der „Rahmentrainingsplan zum Krafttraining im Beckenschwimmen“, kurz „RTP Kraft“. Die komplette Konzeption ist hier zu finden. (Quelle: DSV)
Zitat der DSV Homepage (dsv.de): “Die Autoren sind der Meinung, dass die vorliegende Konzeption alles beinhaltet, um im Bereich der Kraft Grundlagen für bessere Wettkampfergebnisse zu legen. Dabei stehen die Entwicklung der Maximalkraft, die Gesunderhaltung des Athleten und die Zeitökonomie im Vordergrund. Auf Grundlage dessen ist der RTP als Orientierung und Hilfestellung für Trainer und Athleten gedacht und sollte auch so verstanden werden.” Der RTP hat nicht zum Ziel, “zukünftig mehr Trainingszeit an Land zu verbringen, sondern das bisher vorherrschende und überholte Krafttraining in vielen Deutschen Vereinen und Stützpunkten, welches hauptsächlich auf Kraftausdauerkomponenten basierte, auf ein erfolgreicheres und modernes Level zu heben.”
Der Rahmentrainingsplan ist 110 Seiten stark und dokumentiert bis ins Detail, wie zukünftig in diesem Bereich trainiert werden soll.
Bereits Ende Februar 2017 wurden zehn deutsche Top-Schwimmerinnen und achtzehn Top-Schwimmern sowie zahlreichen Heim- und Stützpunktrainern zu einer Praxisumsetzung nach Heidelberg an den Olympiastützpunkt eingeladen.
Unter der Leitung von Henning Lambertz wurden die zentralen Übungen des Kraftkonzeptes a) Umsetzen, Kniebeuge (Maximalkraft), b) Reißen (Technik) und c) Bankdrücken, Klimmzüge (Maximalkraft) zur ersten Kräfteüberprüfung der Athleten eingesetzt.
Offenbar wurden die Techniken, die für die Ausführung der Kraftübungen notwendig sind, von den meisten Schwimmern “gut beherrscht” – so die Resonanz von Henning Lambertz, aber: „Über die Tests, die wir mit den Athleten durchgeführt haben, bekamen wir Ergebnisse geliefert, die wir mit den Kraft-Anforderungen, welche die internationale Konkurrenz an ihre Athleten stellt, vergleichen können. Dabei zeigt sich sehr deutlich, dass wir im Kraftbereich noch sehr viel Boden gut machen müssen. Zwar konnten unsere Top-Athleten wie Marco Koch, Philip Heintz, Damian Wierling oder Franzi Hentke erwartungsgemäß mit die besten Ergebnisse anbieten und in einzelnen Bereichen glänzen, letztendlich konnte aber kein einziger der 28 Teilnehmer die Zielvorgaben in allen Bereichen erfüllen.” (Quelle: DSV)