Der viemalige Olympiasieger Roland Matthes ist am Freitag in Wertheim (Baden-Württemberg) nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstorben. Das bestätigte seine Frau Daniela der Deutschen Presseagentur.
Insgesamt acht Medaillen gewann der Erfurter bei Olympischen Spielen, über sieben Jahre lang blieb der 21-fache Weltrekordler auf den Rückenstrecken ungeschlagen. Eine britische Journalistin schwärmte damals, der Schützling von Trainerin Marlis Grohe sei wegen seiner eleganten Technik der „Rolls-Royce of Swimming“.
Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Roland Matthes als Orthopäde, stand nachfolgenden Athletinnen wie Franziska van Almsick bei Bedarf aber auch außerhalb der Praxis immer gern mit Rat und Tat zur Seite. Im Jahr 2004 wurde Matthes mit der Goldenen Sportpyramide für sein Lebenswerk ausgezeichnet und wenig später als erster ehemaliger DDR-Sportler in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
„Die Nachricht vom Tod Roland Matthes‘ erfüllt uns mit großer Trauer. Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten seiner Familie“, sagte Uwe Brinkmann, Vizepräsident des Deutschen-Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). „Mit Roland Matthes hat uns nicht nur einer der erfolgreichen Schwimmer der Sportgeschichte verlassen, sondern auch ein stets hilfreicher Mensch, der immer Brücken schlagen wollte – innerdeutsch zwischen Ost und West ebenso wie zwischen den älteren und jüngeren Sportlergenerationen. Wir werden ihn als ein großes Vorbild in Erinnerung behalten.” (Quelle: DSV)
Bei den Olympischen Spielen 1968 und 1972 gewann Roland Matthes jeweils Gold über 100 m und 200 m Rücken. Nicht nur über die Rückenstrecken, auch über Schmetterling und Freistil konnte Matthes internationale Medaillen gewinnen.
Die gesamte deutsche Presse und viele Größen des deuschen Schwimmsports würdigten den 69-Jährigen: Die Süddeutsche Zeitung hebt hervor, wie elegant und virtuos Matthes sich im Wasser bewegen konnte. Journalisten bezeichneten ihn als “Mozart des Schwimmens”. Obwohl Matthes erst im Alter von 10 Jahre Schwimmen gelernt hatte, war er mit 17 bereits Weltrekordhalter und gewann zwei Olympische Goldmedaillen.
Die Zeit Online hebt hervor, dass Matthes in der DDR siebenmal zum “Sportler des Jahres” gewählt wurde und 1981 wurde er in die International Swimming Hall of Fame in Fort Lauderdale/Florida aufgenommen. 2004 zeichnete ihn die Stiftung Deutsche Sporthilfe mit der “Goldenen Sportpyramide” aus, 2006 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
ntv zitiert Matthes zu Doping in der DDR: “Nicht alles ist mit Doping zustandegekommen. Außerdem wurde vermutlich auch im Westen gedopt”, sagte Matthes 2008 in einem “Tagesspiegel”-Interview. “Ich hatte das Glück, in einem kleinen Zivilclub bei Erfurt zu sein und nicht in einem der Polizei- oder Militärvereine, wo man mit Doping in Berührung kam.” Er selbst habe mit Doping nichts zu tun gehabt. Seit 2011 trägt eine Schwimmhalle in Erfurt seinen Namen.
In einem Interview mit “Bunte.de” trauerte auch Franziska van Almsick um ihr großes Idol Roland Matthes. van Almsick zeigte sich tief betroffen und schrieb auf Facebook: “Ich hätte noch so vieles sagen können … eines meiner größten Vorbilder ist viel zu früh verstorben – Roland Matthes.” An die Familie des Verstorbenen richtete sie ihr herzliches Beileid und zollte ihrem großen Idol noch einmal ihre Ehrerbietung: “Danke für deine Inspiration!”
Die Berliner Zeitung titelte: “Schwimm-Olympiasieger Roland Matthes: Der Superstar aus Thüringen. Wenn er schwimme, sagte man über Roland Matthes, bliebe seine Badehose trocken. Er schien nicht im, sondern auf dem Wasser zu liegen. Mit einer Lässigkeit und Eleganz, die in dieser Sportart bis heute bewundernswert ist, zog er seine Bahnen und war am Ende kaum einmal außer Puste.”
Rica Reinisch, ebenfalls Olympiasiegerin über 100 m und 200 m Rücken, schreibt auf Facebook: “Roland Matthes ist tot! Jetzt bekommt das Foto noch eine ganz andere Bedeutung – ich kann es nicht fassen! Erst Andrea (Polli) Pollack und jetzt er! 😢😔😔 R.I.P. ihr zwei 🌻🌻”
Der Thüringer Schwimmverband auf Facebook: “Wir trauern um Dr. Roland Matthes. Sein unerwarteter Tod macht uns sehr betroffen.
Roland Matthes war eine herausragende Sportlerpersönlichkeit und das Idol vieler Generationen, dessen Ideale und Wirken auch nach seinem Tod weiterstrahlen werden. Er war bis zuletzt sehr eng mit dem Erfurter und Thüringer Schwimmsport verbunden, besuchte regelmäßig Wettkämpfe und Veranstaltungen und war, trotz seiner einmaligen Erfolge, immer sehr bescheiden und zurückhaltend.
Seit 2011 trägt die „Südschwimmhalle“ seinen Namen. Der jährlich in Erfurt stattfindende Roland-Matthes-Pokal ist vor allem dem Nachwuchs und dem Nachwuchsleistungssport gewidmet.
Wir werden Roland Matthes in bester Erinnerung behalten und seinem einzigartigen Leben würdigen Raum in unserer Thüringer Schwimmerfamilie geben. Die Person Roland Matthes wird auf ewig mit Erfurt und Thüringen eng verbunden bleiben. Unser herzliches Beileid gilt den Angehörigen.”