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20 Trainer über die ihrer Meinung nach “härteste Wettkampfstrecke”

Braden Keith
by Braden Keith 0

February 12th, 2017 Deutsch

Am letzten Wochenende fanden die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften statt – bei diesem Teamwettbewerb treten viele Schwimmer über für sie ungewohnte Strecken an wie der Weltmeister über die 200 m Brust, Marco Koch,  zum Beispiel über die 1500 m Freistil (am Rande: sein Team der DSW Darmstadt ist in die 1. Bundesliga aufgestiegen) oder der neue Junioren Bundestrainer Mitja Zastrow schwamm 2015 die 200 m Rücken in der DMS für die SG Essen. Oder Freiwasserspezialistin Isabelle Härle trat über die 200 m Schmetterling an. Und es gibt noch viele Beispiele.

Alles Wettbewerbe, die schon für die Spezialisten eine Herausforderung sind. Und natürlich auch von den Trainern aus Deutschland, Österreich und den USA nachfolgend genannt wurden:

 

  1. Stefan Lurz, Trainer SV Würzbug 05
    Wenn ich Freiwasser dazu rechnen darf, natürlich die 25 km. Da macht der Sportler schon viele körperliche und psychische Krisen durch. Im Becken, denke ich sind die 1500m Freistil schon die Spitze. Ab ca. 900 Meter setzen neben den muskulären Schmerzen, noch recht starke Magenschmerzen ein, das ist dann schon recht heftig.
  2.  Marko Letz, Lehrertrainer Sportschule Potsdam
    Schwierig. Ich würde da unterscheiden zwischen konditionell, mental / volitiv etc. Aber das führt zu weit. Daher für mich: 200 m Schmetterling. Zwei Minuten Delphinbewegung des gesamten Körpers, insbesondere der Hüfte, die spätestens nach der letzten Wende ordentlich brennt, mit entsprechendem Tauchphasen, zweier Beinschlag und zweier Atmung. Und dann noch die Arme heraus bekommen auf den letzten 75 Meter, spätestens nach der letzten Wende…  Oder die 400 m Lagen.  Schmetterling ist jedoch mein Appell an alle Arbeiter: Hard work beats talent when talent fails to train.
  3. Walter Bär, Sportlicher Leiter, Trainer SVS Schwimmen, Österreich
    Es ist schwierig zu sagen, welcher Wettkampf der härteste sein mag, denn jeder bringt seine individuellen Schwierigkeiten und Ansprüche mit sich. 50 Kraul verzeiht keinen Fehler und muss von Anfang bis zu Ende perfekt ausgeführt werden, um eine Topleistung erbringen zu können. Trotzdem sind die 400 Lagen für mich die Königsdisziplin. Sie vereinigen viele unterschiedliche Ansprüche auf hohem Niveau. Über die „Härte“ sagt für mich die Übersetzung aus dem Italienischen „misti stile“ MS in morte secure, „der sichere Tod“ am meisten über diese Disziplin aus.
  4. Jan Wolfgarten, Trainer swimazing, Deutscher Rekordhalter 1500 m Freistil (Kurzbahn)
    1500 Freistil ist sicherlich das härteste Event, weil die Schmerzen am längsten dauern und das nicht nur im Wettkampf, sondern vor allem auch im Training. Für einen 1500 Freistilschwimmer sind 200 Schmetterling oder auch 400 Lagen nichts Besonderes.
  5. Dirk Lange, Trainer, DLP Dirk Lange Personal Training
    400 m Lagen und 200 m Rücken. Ausdauer und Schnelligkeit müssen perfekt kombiniert werden. Die Herzkreislaufbelastung ist extrem hoch und die muskuläre Belastung für die Beine sehr ermüdend.
  6. Kresimir Cac, Trainer Berliner TSC, 3-facher Olympiateilnehmer
    Während meines Studiums, Karriere als Schwimmer und jetzt als Trainer diskutiere ich fast jeden Tag mit den Fachleuten und den Sportlern über das Thema.  Natürlich aus der Perspektive der Schwimmer jeder denkt, dass genau sein Rennen das schwierigste ist, weil “jeder stirbt für sich allein”.   Wenn wir nur über die Rennen und nicht über die Vorbereitung für die Rennen (zwei sehr wichtige Dinge, die man hier unterscheiden soll) sprechen, ich würde mich (als Wissenschaftler, Trainer und Ex- Schwimmer mit dreifache Olympia Erfahrung bei den Rennen 200 m und 400 Lagen) wagen zu sagen, dass das härteste Rennen 200 m Rücken ist.

    Erstes Argument kommt aus physiologischen Gründen, es geht um Rennen das dauert ca. 120 Sekunden und hier Konzentration von Lactaten im Blut schafft maximale Werte (bis 25 m/mol), es tut richtig weh.  
    Zweites Ding hier, es geht um eine ganz spezifische und “unnatürliche” Körperlage. Also, Rückenlage mit komplett ausgestreckte Beine wo die Hacken nach unten “hängen”. Diese Lage macht extreme Belastung auf die “Hüften – Quadrizeps Zone” und es tut auch extrem weh.

    Komplett im Gegenteil, im diesen Bereich (die Rennen die ca 120 Sekunden dauern) finde ich 200 m Lagen als das “einfachste”.
    Argumentation dafür habe ich in der Tatsache dass bei diesem Rennen Schwimmer 4 mal Schwimmarten wechselt und damit nach jeden 50 Metern andere Muskelgruppen belastet. Bis zum Ende des Rennens gibt keine Muskelgruppe, die komplett ermüdet ist.
  7. Holger Lüning, Trainer T3-Trainingscamps, allwetterkind, Weltmeister Triathlon
    Auch wenn ich selber 200-Meter-Delphin-Schwimmer war und gerne in Anspruch genommen habe, die härteste Wettkampfstrecke zu absolvieren,  empfand ich die 200 m Rücken doch häufig als noch anstrengender. Wenn bei 150 m die Beine “sauer” werden, die gute Wasserlage sukzessive verloren geht und die Arme ebenso an ihre Leistungsgrenze kommen, dann können die letzten Meter wirklich hart werden.
    Wie immer ist solch eine Beurteilung ganz stark abhängig vom Trainingszustand. Wer allerdings bei den 200 m Delphin am Ende schon mal die Arme nicht mehr aus dem Wasser bekommen hat und sich dann mühsam Meter um Meter der Anschlagmatte nähert, wird aber auch dieses Gefühl wohl nicht mehr vergessen.
  8. David Cameron, USA
    Mental die 200 m Freistil. Die perfekte Schnittmenge aus einer Sprint- und Mitteldistanz, wobei die 100 m in der “Mitte” wirklich gut sein müssen. 
  9. Mark Rauterkus, USA
    Die härteste Wettkampfstrecke sind die 200 m Brust. Es erfordert viel Disziplin, die Technik, die  Geschwindigkeit und Renneinteilung durchzuhalten. Dieses Rennen mit dem starken Beineinsatz erfordert eine Ganzkörperfitness und die explosive Schnelligkeit in Verbindung mit der Gleitphase ergibt eine große Herausforderung.
  10. Stephen Smith, USA
    Die 400 m Lagen. Die Länge der Strecke ist nicht die Herausforderung, aber die Kombination aus Wenden, sauberer Renneinteilung und die Technikbeherrschung sind die Herausforderung. Wenn die Wenden und der Wechsel in eine andere Lage schlecht sind, gerät der Schwimmer in Schwierigkeiten. Wenn der Athlet müde wird, wird die Technik unsauber.
    Wenn die 100 m Schmetterling zu schnell geschwommen werden, dann wird sich auf den 100 m Rücken zu viel ausgeruht. Sind die 100 m Schmetterling zu langsam, dann muss der Schwimmer auf den 100 m Rücken Gas geben und dann geht ihm beim Brustschwimmen die Puste aus. Für die 400 m Lagen ist eine gute Renneinteilung sehr wichtig, sie sind nicht einfach zu schwimmen.
  11. Ned Swanson, USA
    Die 50 m Freistil. Es gibt keinen Platz für Fehler. Starte und beende das Rennen so schnell du kannst. Die Schwimmer liegen alle extrem dicht beieinander und der Unterschied in den Platzierungen liegt dann oft nur im Hundertstel Bereich.
  12. Anthony Preda, USA
    Michael Phelps schwamm jede Strecke auf einem Top-Niveau und er wurde zitiert, dass die 400 m Lagen die härtesteste Wettkampfstrecke sind, weil der Athlet eine richtig gute Kondition haben muss.
    Er erreichte Weltrekorde nachdem er die 400 m Lagen aus dem Programm genommen hat. 2012 bei den Olympischen Spielen schwamm er die 400 m Lagen noch einmal und wurde “nur” Vierter wurde. Niemand, selbst ein Michael Phelps, kann die 400 m Lagen mal einfach so schwimmen und gewinnen.
  13. Gian Alessandro, USA
    Die 400 m Lagen auf der 50 m Bahn. Es gibt gute Gründe, warum Ryan Lochte bei den US Trials in 2016 mental und körperlich auf dieser Strecke einbrach und Michael Phelps diese Strecke ganz aus seinem Wettkampfprogramm genommen hat. Für die 400 m Lagen muss der Schwimmer sehr fokussiert trainieren und er/sie sollte jung sein, um den Körper nicht auszulaugen.
  14. Caroline Best, USA
    Die 50 m Freistil können entweder brilliant sein oder ein Reinfall wegen ein paar Hundertsteln. Wenn die Frage ist, welche Wettkampfstrecke die Härteste mental/physisch ist, dann finde ich: Die 200 m Brust. Zum einen ist der Wechsel von Kurz- auf Langbahn (Anmerkung: in den USA noch krasser von Yards auf der Kurzbahn auf eine Langbahn im Metern) sehr schwierig und das Tempo zu halten zwischen den Wenden ist auf der langen Bahn eine große Herausforderung und konstant zu schwimmen, ist sehr schwierig. Und dann ist bei den 200 m Brust viel Raum, dass der Schwimmer in der Mitte des Rennens seine Technik nicht mehr halten kann und seine Schwimmzüge zu einer Mischung aus einem ertrinkenden Eichhörnchen und einem dem Untergang geweihten U-Boot werden.
  15. Daniel Wohl, USA
    Die Antwort kann in viele Richtungen gehen und ich finde, es gibt keine falsche Antwort. Ich dachte immer, die 200 m Freistil und die 400 m Lagen, die vom Schwimmer viel Tapferkeit verlangen. Die 200 m Freistil sind das ultimative Rennen in Bezug auf Geschwindigkeit, Stehvermögen und Strategie. Im Gegenteil zu den 200 m Lagen, kann der Athlet bei der 400 m Strecke keine Defizite in einer Lage wieder gut machen und die 400 m pushen den Körper ans Limit, um zur Elite zu gehören.
  16. Derek Amermann, USA
    Ehrlich – die 50 m Freistil. Sie sind das Rennen, das perfekt ausgeführt werden muss. Wenn es nicht perfekt läuft, hat der Schwimmer keine Chance. Der Athlet muss sich mental auf das perfekte Rennen vorbereiten, muss alles wieder und wieder im Kopf durchgehen bis zum letzten Detail, alles muss perfekt passen, vom Start, der Unterwasserphase, dem Breakout bis zum Anschlag. Egal, ob du gegen die Uhr schwimmst oder den Schwimmer neben dir, du musst immer fest überzeugt sein, dass du besser bist als der Schwimmer neben dir. Anthony Ervin (Anmerkung: Olympiasieger über die 50 m Freistil 2000 und 2016)  ist ein perfektes Beispiel: Er wusste vor seinem Rennen, dass er gewinnen würde. Er hatte die perfekte mentale Vorbereitung.
  17. Melissa Pettit, USA
    Die 200 m Schmetterling und die 50 m Freistil. Jedes Rennen hat eine mentale und physische Herausforderung. Es gibt keine falsche Antwort auf die Frage nach dem härtesten Rennen. Sehr viele Schwimmer möchten die 50 m Freistil schwimmen, nur wenige Schwimmer die 200 m Schmetterling. Wenn der Schwimmer einen Fehler auf den 50 m Freistil macht, erholt er sich mental nicht gut davon. Die 200 m Schmetterling sind sehr anspruchsvoll und jagen den meisten Schwimmern Angst ein. Den richtigen Rhythmus zu finden ist der Schlüssel und dann so selbstbewußt zu sein, diesen nach den Wenden wieder zu finden und weiter durchzuhalten. Vielleicht sollt die Frage auch sein, welches Rennen die meiste Anerkennung bekommt?
  18. Sean McCrudden, USA
    Die 400 m Lagen sind der wahre Test eines großartigen Schwimmers – 100 m von jeder Lage. Der Schwimmer muss in allen vier Schwimmarten eine solide Leistung abliefern. Bei den 200 m Lagen kann er sich noch mit Muskelkraft so durchhangeln, aber bei den 400 m Lagen muss die Technik auf allen Strecken gut sein und die Ausdauer muss da sein, das Rennen durchzuziehen.
  19. Raymond Keown, USA
    Ich würde sagen, die 200 m Brust und die Bruststrecke bei den 400 m Lagen – diese Strecken sind für einen Trainer eine Herausforderung darauf einen Schwimmer vorzubereiten, auf einem hohen Level zu schwimmen ohne die Technik oder die Schnelligkeit zu verlieren. Der Schwimmer muss eine sehr gute Armzugmechanik entwickeln und diese dann mit einer hohen Intensität trainieren, ohne in einen unsauberen Stil zu verfallen.
    Aber es gilt auch: Die großartigen Athleten suchen neue Herausforderungen und nehmen eine schwierige Herausforderung anstatt sie zu vermeiden.
  20. Brian Dickmann, USA
    Sich auf ein Rennen vorzubereiten, sollte mental keinen Unterschied machen, ob es 50 m Freistil oder 1500 m Freistil sind. “Just race.” Wenn ein Athlet ein Wettkampfschwimmer, ein Kämpfer  ist, ist alles andere zweitrangig. Dies einem Athleten beizubringen, ist die größte Herausforderung für den Trainer.  

Ein Teil der Antworten ist aus diesem Artikel.

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Braden Keith is the Editor-in-Chief and a co-founder/co-owner of SwimSwam.com. He first got his feet wet by building The Swimmers' Circle beginning in January 2010, and now comes to SwimSwam to use that experience and help build a new leader in the sport of swimming. Aside from his life on the InterWet, …

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