Der Mülheimer Damian Wierling, der in Essen bei Nicole Endruschat trainiert, steht im Moment auf Platz 1 der deutschen Bestenliste über die 50 m und 100 m Freistil: Über die 50m schwamm er beim Swim Cup in Eindhoven persönliche Bestzeit in 22,43 Sekunden. Über die 100 m Freistil schlug er dort nach 49,56 Sekunden an, seine Topzeit bisher liegt bei 0:49,07. Diese Zeit stellte er im August 2014 bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing in China auf. Der damals 18 Jährige belegte mit dieser Leistung bei den Youth Olympic Games den dritten Platz ebenso wie über die 200 m Freistil. Nachhaltig in Erinnerung ist ihm der Wettkampf über die 100 m Freistil geblieben: „Bei diesem Rennen habe ich am meisten gelernt. Im Vorlauf lief es nicht so gut, ich habe mich dann mit einem Startplatz auf einer Außenbahn ins Finale gerettet und bin etwas kaputt ins Rennen gegangen , dann ist eine Superzeit rausgekommen – dies ist das prägnanteste Rennen, das ich so in Erinnerung habe.“
Bei den anstehenden Deutschen Meisterschaften (5. bis 8. Mai, Berlin) wird der 1,98 m große Schwimmer über die 50 m Schmetterling starten, die am Freitag (6. Mai) stattfinden. Seine weiteren Rennen sind dann am darauffolgenden Tag die 100 m und zum Abschluss am Sonntag die 50 m Freistil. Über die 100 m Freistil sieht er seine Chancen für eine mögliche Olympiaqualifikation vorrangig in einem Staffelplatz: „Über die 100 m Freistil glaube ich, dass Steffen Deibler und Paul Biedermann schneller sein werden, da sind die Einzelstartplätze vergeben. Über 50 m Kraul habe ich da eher eine Chance.“ Die im Finale geforderte Normzeit von 22,27 Sekunden liegt sehr nah an seiner persönlichen Bestzeit von 22,43, die er in Eindhoven schwamm. In Eindhoven gelang ihm die schnelle Zeit trotz des „Rio-Rhythmus“: Die Vorläufe fanden ab 12.00 Uhr, die Finalläufe ab 21.00 Uhr statt – in Rio sieht der Zeitplan der Schwimmer ähnliche Zeiten vor, wobei die Endläufe sogar erst ab 22.00 Uhr starten werden. „Also, ich bin der Typ, der gerne länger wach bleibt und länger schläft, so bin ich immer schon gewesen. Ich habe es als angenehm empfunden, dass die Vorläufe später stattfanden und ich morgens etwas länger schlafen konnte. Wir hatten den Rhythmus schon vorher im Trainingslager in der Türkei in Belek umgestellt: Ich komme damit gut klar.“ Während andere Schwimmer mit der Notwendigkeit, morgens länger zu schlafen, Probleme haben, auch wegen Umgebungsgeräuschen und der Helligkeit, bleibt der 20 Jährige gelassen: „In Eindhoven hatte ich keine Probleme, morgens länger zu schlafen, also ich schlafe immer ziemlich tief . Wobei ich war mit Max Pilger auf dem Zimmer und er hatte wohl deutlich mehr Probleme, er war schon immer um 6.00 Uhr wach und hatte dann gerade 4 Stunden geschlafen – während ich problemlos bis 9.00 Uhr schlafen konnte. Da habe ich ein bisschen Glück.“ Also beste Voraussetzung für den Sprintstar für Rio – zudem er nach einer Herzbeutelentzündung und einer Nasenoperation wegen Problemen mit den Nasennebenhöhlen Anfang 2015 wieder völlig fit ist: „Ich war zwei Mal extra in Hamburg beim DSV Verbandsarzt Dr. Michael Ehnert – alle meine Werte sind super stabil.“
Der Student der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Duisburg-Essen konzentriert sich im Moment voll auf seine Schwimmkarriere, nachdem er 2014 die St. George’s International School Duisburg-Düsseldorf mit dem A-Level abgeschlossen hat. An der internationalen Schule wurde in der englischen Sprache unterrichtet – trotzdem ist für Damian ein Studium zum Beispiel in den USA keine Option: „Die Koordination zwischen Schwimmen und Studium ist dort sehr gut und man wird schnell fertig, aber die Trainingsgruppen sind sehr groß und schwimmerisch komme ich besser mit dem individuellen Training in Essen klar.“
Neben Studium und Training, ist Damian regelmäßig mit u.a. Marco Koch bei der Arena Swim Clinic unterwegs: „„Marco ist ein Superathlet und total down to earth, man merkt ihm seine Erfolge gar nicht an, dass er der aktuell erfolgreichste Schwimmer in Deutschland ist und zur absoluten Weltspitze gehört. Ich finde, er ist ein total cooler Typ, mit ihm kann man über viel reden und wenn man ein paar Fragen hat, z.B. wie er sich ernährt, dann antwortet er ganz offen. Es ist immer toll, mit Marco unterwegs zu sein.“
Für die anstehenden Deutschen Meisterschaften und die damit verbundene Olmypiaqualifikation sieht er sich gut gerüstet: „Ich bin ein bisschen nervös, aber an sich bin ich gut drauf und freu mich darauf.“