Auch Weltrekordhalter Paul Biedermann steht in Rio vor dem Problem, Vorläufe zur Mittagszeit und Finalläufe zu nachtschlafener Zeit schwimmen und dabei Höchstleistungen abliefern zu müssen. Aus diesem Grund hat Bundestrainer Henning Lambertz alle Top-Schwimmer und ihre Trainer empfohlen, einmal im gewohnten Umfeld diese ungewöhnlichen Zeiten für ca. 1 Woche in ihr Trainingsprogramm einzubauen. In Magdeburg haben Franziska Hentke und ihr Trainer Bernd Berkahn schon ihren ersten Versuch unternommen – ungewohnt fanden sie es und Franziska hatte Schlafprobleme.
Für Paul hieß dies ab dem 10.02 für eine Woche, wie die Mitteldeutsche Zeitung in einem Artikel berichtete: Zur Mittagszeit ging es erst zur ersten Trainingseinheit ins Wasser und nicht wie gewohnt noch vor dem Sonnenaufgang. Trainer Frank Embacher sagte: „Wir haben keine Erfahrungen, sind noch nie zu solch ungünstigen Zeiten einen Wettkampf geschwommen.“ Die zweite Trainingseinheit fand während der Testwoche zwischen 22.00 und 0.000 Uhr statt – also zur Zeit der Finalläufe in Rio. Für die deutschen Fernsehzuschauer wird es auch hart: Die Finalläufe werden ab 3.00 Uhr morgens im Fernsehen gezeigt.
Aber nicht nur die Trainingszeiten, auch der komplette Tagesablauf inklusive Schlaf- und Essenzeiten muss umgekrempelt werden. Denn in Rio kann es sein, dass die Schwimmer nach den Endläufen noch zur Siegerehrung und Dopingprobe müssen und dann nicht vor 3.00 Uhr morgens im Bett sind – um 12.00 Uhr am nächsten Tag geht es mit Vorläufen weiter, ein anstrengendes Programm für Vielstarter.
Einen nächsten Testlauf will Paul Biedermann zwischen den Deutschen Meisterschaften und den German Open starten und dann will er mit Teamkameraden oder Staffelkollegen aus der Nationalmannschaft trainieren – diese erste Woche absolvierte er im Alleingang. Bei der Fortsetzung sollen dann ebenfalls medizinische Daten erfasst werden.
Verbandsarzt Michael Ehnert hat aber schon bei diesem ersten Testlauf einen Fragebogen zur Verfügung gestellt, der einige Grundinformationen über Ruhepuls oder Vitamin-Status abfragt.
In den nächsten Wochen werden noch andere Trainingsstützpunkte in Deutschland, z.B. Potsdam, mit ihren Kaderschwimmern den „Rio-Rhythmus“ simulieren.
Artikel Mitteldeutsche Zeitung, 10.02.2016, Petra Szag